Der Rotpunkt: Wo kommt er her?

Bis anfang der Siebziger war es auch in der "Fränkischen üblich, vorhandene Haken etc. gnadenlos zur Fortbewegung zu benutzen. Höhepunkt war u.a. die technische(!) Durchsteigung des "Ehmann Gedächtnis-Weges" am Student. Auch solch bekannte Routen wie der "Sautanz" wurden zunächst technisch gemacht.

Doch dann versuchte eine Gruppe Kletterer, angeführt vom "Nämbercher" Kurt Albert, so wenig Haken wie möglich zur Fortbewegung zu benutzen. Und das Unglaubliche geschah: Schaute man erst einmal genau hin, waren überall kleinste Griffe und Tritte, die man vorher beim "Techno-Rasseln" ignorierte! Mit steigendem Training gelang es ihnen schließlich, eine Tour nach der anderen vollständig "frei" zu begehen. Oft jedes Wochenende mehrere "Befreiungen"!

Doch wie dokumentierte man diese Begehungen neuer Qualität? Nachdem man zunächst jeden einzelnen überkletterten Haken markierte, kam Kurt schließlich Mitte der Siebziger auf die Idee, vollständig frei gekletterte Routen mit einem roten Punkt zu versehen. In die damals noch sehr zahlreich vorhandenen Gipfel- und Wandbücher schrieb er die Definition, etwa wie folgt: "Ein roter Punkt am Einstieg einer Tour bedeutet, daß diese Tour im Vorstieg begangen wurde, wobei Haken, Klemmkeile oder andere künstliche Fixpunkte nur zur Sicherung, nicht aber zur Fortbewegung oder zum Ausruhen benutzt wurden". Der Rotpunkt war geboren!

Noch heute findet man einige verblichene Original-Rotpunkte, etwa am "Hartelstein Südpfeiler 7-" oder, wie hier im Bild, in der "Sackwand 7" am Roten Fels. Dieser Rotpunkt hier ist etwas unüblich, da sie sich typischerweise am Einstieg befinden.